In unserer heutigen modernen Zeit sind multikulturelle Beziehungen keine Seltenheit mehr. Ich mache gerne Urlaub anderen Ländern, habe bereits ein Auslandssemester absolviert und war auch beruflich bedingt in einem anderen Land. In dieser Zeit lerne ich neue Leute kennen und spreche über meine eigene Kultur, sowie über die neue Kultur. Es entsteht eine Freundschaft, irgendwann vielleicht mehr und letztendlich sogar eine romantische Beziehung.
Eine wundervolle Entwicklung, jedoch leider weiterhin trotz fortschreitender Globalisierung hin und wieder ein Kulturkampf zwischen mindestens zwei Lebensstilen. Ich als Frau mit asiatischen Wurzeln kann nur zu gut selbst davon erzählen. Dementsprechend will ich anhand eigener Erfahrungen die Herausforderungen, aber auch Potentiale einer „multikulturellen Beziehung“ erörtern, wobei ich meinen Fokus insbesondere auf das „Yellow Fever“ legen will.
Was ist Yellow Fever ?
Der Text „Why Yellow Fever Is Different Than “Having a Type““ befasst sich mit dem Thema ‚Asian Fetish‘ und stellt klar, dass ‚Gelbfieber‘ bzw. einen Fetisch für AsiatInnen zu haben anders ist als „einen Typ zu haben“. Einzigartige Charakterzügen einer Person, die in einer ernsthaften Beziehung wichtig sind und anerkannt werden sollten, werden hierbei nicht berücksichtigt, sondern die Anziehung basiert hierbei primär auf den kulturellen sowie ethnischen Merkmalen einer Person.
AsiatInnen werden medial oft fetischisiert, objektifiziert und depersonalisiert. Dabei werden reizvolle Vorstellungen von Sex mit einer Asiatin kreiert, welche insbesondere die Bereiche Körper, Exotismus und Persönlichkeit betreffen. Diese sexuelle Objektifizierung ist nicht nur diskriminierend und rassistisch, sondern auch belastend für AsiatInnen in Beziehungen, da eine Angst besteht aufgrund oberflächlicher Merkmale ausgetauscht zu werden.
Schattenseiten einer multikulturellen Beziehung: Rassismus und Ausgrenzung
Betrachte ich nun den fragwürdigen Aspekt von Yellow Fever, also die Fetischisierung von Asiatinnen, sowie andere Stereotypen, kann ich mir vorstellen, dass die Suche nach dem richtigen Partner sich als schwierig darstellt. Sollte die Partnerwahl jedoch erfolgreich verlaufen wird diese Beziehung oft unter Herausforderungen gestellt.
Drei prominente Herausforderungen in multikulturellen Beziehungen sind zum einem, dass das Paar nicht als solches erkannt wird. Ich persönlich wurde beispielsweise auf unangemessene Weise angemacht, obwohl mein damaliger Freund neben mir stand. Jedoch ging das Gegenüber davon aus, dass wir kein Paar wären aufgrund der Tatsache, dass ich im Gegensatz zu meinem Partner Asiatin bin. Der Anmach-Spruch und die damit einhergehenden Vorurteile trafen mich damals mitten ins Herz.
Eine weitere Problematik für multikulturelle Paare sind die unangemessenen und ausgrenzenden Kommentare und Fragen, wie zum Beispiel: „Spricht sie/ er unsere/deine Sprache?“. Natürlich können Außenstehende von Anfang an nicht gleich über eine noch fremde Person alles wissen, jedoch bin ich der Meinung, dass wir alle auf eine bewusste Kommunikation achten können und uns nicht von Vorurteilen leiten lassen sollten.
Schließlich kommen wir zum „Herkunftsraten“, d.h. das Gegenüber rät aus welchem asiatischen Land die Betroffene kommt. Ich habe erleben müssen, dass rücksichtslos darauf los geraten wird und sogar schamlos gefragt wird: „Was ist sie/ er?“. Meiner Meinung nach ist das einfach respektlos und unangenehm für alle Beteiligten.
Der Weg zu einer multikulturellen Beziehung bringt demnach durchaus einige Schwierigkeiten mit sich, sowie generelle Gefühle von Scham, die durch Diskriminierung hervorgerufen wird.
Was macht eine Beziehung aus?
Es ist ziemlich einfach sich nur auf die traurigen und beängstigenden Aspekte zu konzentrieren. Doch was bedeutet Liebe? Was heißt es, jemanden wirklich zu lieben, und spielt da die Herkunft wirklich eine Rolle?
Essentielle Schlüsselwörter sind hierbei Geborgenheit, Vertrauen, Leidenschaft, Zärtlichkeit, Respekt, sowie gemeinsame und individuelle Ziele (z.B. Freiheiten, Kompromisse), welche offensichtlich für beide Partner gelten. Demnach will ich in einer ernsthaften, liebevollen Beziehung meine Lebenszeit mit Liebe und Respekt miteinander teilen.
Chancen einer multikulturellen Beziehung
Was sind also die Vorteile einer ernsthaften multikulturellen Beziehung? Grundlegend nähern sich beide Partner einer neuen Kultur an, welche sie zuvor eventuell noch nicht kannten. Deshalb lernen beide fundamental die neue Kultur des Gegenübers kennen. Themen hierbei sind zur Veranschaulichung die Geschichte, die Vorfahren oder die kulturelle Traditionen der PartnerInnen.
Ich erinnere mich damals meinem damaligen Freund das chinesische Neujahr näher beschrieben zu haben. Im Vergleich zum europäischen Neujahr findet dies an einem komplett anderen Datum statt und variiert auch bzgl. Bräuchen innerhalb Asiens. Diese Tatsache hat ihn so sehr fasziniert, sodass er sich selbst freiwillig mehr mit dem Thema auseinandergesetzt hat.
Ein weiterer und ebenfalls politischer Aspekt ist die Aussagekraft einer multikulturellen und/oder multiethnischen Beziehung. Meine Beziehung war somit ein Symbol internationaler Liebe und setzte somit automatisch ein Zeichen gegen Rassismus. Sie ist eine symbolische Vereinigung die zeigt, dass die Herkunft keine Rolle spielt, sondern, dass zwei äußerlich verschiedene Menschen am Ende des Tages zusammen finden können, weil das Zwischenmenschliche und die Liebe zwischen zwei Individuen eine viel größere Rolle spielen als nur das Optische.
Haben multikulturelle Beziehungen nun eine Zukunft?
Wie viele umstrittene Themen hat auch die multikulturelle und multiethnische Beziehung mit Nachteilen zu kämpfen. Betrachte ich nun als Asiatin den Aspekt des „Yellow Fever’s“ ist es aus meiner Sicht durchaus beängstigend in falsche Hände zu geraten. Aber auch rassistische Diskriminierung ist mir ein Stich im Herzen, besonders weil trotz steigender Internationalität dieses Thema durchaus weiterhin sehr präsent ist.
Dennoch sehe ich zukünftig Potential. Schließlich ist wahre Liebe mehr als nur gesellschaftlich akzeptierte Normen und konventionelle Traditionen. Es ist eine bedeutsame und tiefe Verbindung zwischen zwei Menschen und dabei spielt die Herkunft keine essentielle Rolle, sondern letztendlich der individuelle Mensch selbst.
Was ist eure Meinung zu multikulturellen Beziehungen? Seht ihr Potential darin oder nehmt sie weiterhin als eine große Herausforderung wahr? Schreibt es in die Kommentare